"Die neue Richtung"

XT 600 E Typ 3 TB/ 3 UW 1990 - 1994

XT 600 K Typ 3 TB/ 3 UW 1991 - 1993


Das Jahr 1990 brachte die grosse Wende in der XT 600 Geschichte,denn die offizielle
Nachfolgerin der nun eingestellten legendären XT 500 lastete schwer auf der XT 600.

1990 wurde die neue, komerziellere XT 600 mit dem Zusatz E vorgestellt.

Sie sah wesentlich poppiger und mehr auf Design getrimmt aus als die Vogänger und gefiehl
auch so den weiblichen Käufern, nicht zuletzt auch durch die reduzierte Sitzhöhe, die dazu beitrug,
dass nun auch endlich mal kleinere Frauen eine XT 600 fahren können.

Das Modell 3 UW war wiederum nur die von vorn herein über die Aunsaugstutzen
gedrosselte Variante und unterschied sich bis auf die gebotene Leistung nicht von der 3 TB.

Das Gesamtgewicht der XT lag jetzt bei fetten 175 kg Leergewicht, man bedenke, dass die erste Ténéré mit einem fast 30 Liter fassendem Tank nur 165 kg und die UR-XT nur um die 145 kg wog.

Endlich wies die neue XT ein zeitgemässes Zentrallenkschloss auf, was die umständliche Fummellei am Lenkkopf, wie z.B. bei der Ténéré ab `88, überflüssig machte.

Die neuste Variante wurde jetzt nur noch mit dem E-Starter zum Leben erweckt, hatte eine neue digitale Zündanlage und das Rahmenkonzept war mit dem mittragendem Auspuffendtopf etwas ganz Neues.

Der Rahmen beherbergte auch das erste Mal wieder seit der seeligen XT 550 Bj 82 - 83 den Öltank.

Der Motor wurde von den Ténéré 3AJ Modellen ab 1989 übernommen, bekam jetzt das gebeutelte 5-te Gangradpaar eine kühlende Direktöleinspritzung zur Minimalisierung der Temperatur und des Verschleisses, verbunden mit der geänderten Getriebe- Übersetzung.

Die vordere Bremsanlage wurde mit einer Doppelkolbenbremszange auf den Stand der Zeit gebracht..

Dem Rotstift war sowohl der vorerst Kickstarter, der Drehzahlmesser als Instrument,
der Gepäckträger, sowie die schönen leichten Alufelgen zum Opfer gefallen.

Verchromte Stahlfelgen ersetzten die bewährten Aluexemplare.

Die Aufnahme der hinteren Fußrasten wurde in der 3TB Geschichte 3 mal geändert.

Der Ruf der Entrüstung über den fehlenden Kickstarter führte zum frühen totalem
Ausverkauf des parallel angebotenem älteren XT 600 Modelles 2KF .

YAMAHA reagierte und man bot ab 1991 nun auch wieder wahlweise eine K-Variante mit
Kickstarter inclusive alter Zündanlage, grossem Polerad, bekanntem Primär- sekundär
Getriebeübersetzung an, wobei der Motor ansonsten die detailverbesserten Modifikationen besass.
So wurde die Kickstart XT 600 bis einschliesslich 1993 verkauft.

Für eine neue Käuferschicht war diese XT jedoch eine Offenbahrung. Nicht mehr so hoch klettern zu müssen, nicht mehr auf die schwierige Prozedur des Ankickens vertrauen zu müssen, sie sah auch fetzig aus und war robust und leistungsstark wie eh und je.

Auf enorme Federwege wurde verzichtet, die 3 TB war eher ein Strassenflitzer für jeden Tag.
Aufgrund ihrer geänderten Rahmengeometrie mit tieferem Schwerpunkt und besserem Geradeauslauf
war sie auf der Auobahn recht schnell und sicher unterwegs.


Die Rechnung der Konstrukteure ging auf und die komerzielle XT 600 verkaufte sich mehr denn je
,
trotzdem hatte sie alles von ihrem ursprünglichem Charakter und ihrer Orginalität verloren.

 

Details

 

Neuer überarbeiteter Einzylinder

 

Völlig neue Rahmenkonstruktion

 

Öltank im Rahmen

 

Cockpit

 

 

Entweder E Starter...

 

...oder Kickstarter

 

Gute Doppelkolbenbremse vorn

 

 

Motor und Kühlung

 

 

Technische Daten XT 600 3TB (3UW)

 

 

 

 

 

YAMAHA Prospekte

 

1990

 

1991

 

1992

 

 

1993

 

1994

 

 

Farbvarianten XT 600 E/K
Typ 3TB/ 3UW 1990 - 1994

 

1990

 

 

 

1991

 

 

 

1992

 

 

 

1993

 

 

 

1994

 

 

 

 

Die kleine Flitzerin

 

 

 

Mein Fazit
(Dies ist eben nur mein Fazit und gilt natürlich nicht allgemein)

Plus + :

 

Minus - :

 


- Flinke Allround Enduro mit völlig neuem Rahmen und ausgereiftem Motor


- Auspuff mittragend in der Rahmenkonstruktion


-Einfache überschaubare Technik,
für den Selbstbastler einfach ideal


- umständliche Ölstandskontrolle unter Abdeckverkleidung


- Gute Doppelkolben Bremsanlage vorn



- Viel zu schwer geratene Gesamt Konstruktion

- Moderne, schicke Optik

 

- Nicht mehr so geländetauglich, wie die Vorgängermodelle


- Nicht kleinzukriegen

 

- Stark rottende schwere verchromte Stahlfelgen


- Wahlweise mit E oder Kickstarter bis 93


- Kein Drehzahlmesser mehr

- Öltank im Rahmen


- Befestigung und Passgenauigkeit der Plastikteile nicht optimal


- zentrales Zünd/ Lenkschloss


- Kein Gepäckträger

- Gutes Zubehörangebot

- Disco XT

 

Die 3TB / 3UW ist eine ausgereifte Konstruktion mit wenigen echten Fehlerquellen.

Der Motor mit geändertem Getriebe incl. Kühlöleinspritzung für den fünften Gang und
anderem Primär- Sekundärverhältnis in Verbindung mit dem neuem Zündsystem(E Version),
ist auch noch durch den neuen leichteren Kolben ein Muster an Robustheit und Verlässlichkeit.

Endlich sind die betagten alten Bremsanlagen gegen zeitgemässere Komponenten ersetzt worden,
was natürlich sofort in ein sichereres Fahrgefühl und in gute Verzögerungswerte fruchtet.

Sie läuft wie ein gutes Uhrwerk.

Die 3 TB (3UW) bis 1994 ist ein kleiner Stadtflitzer, der auch auf der Autobahn bei Topspeed nicht
anfängt zu wackeln, dafür verantwortlich ist die schwere Rahmenkonstruktion in Verbindung
mit den gekürzten Federelementen, was jedoch abseits der befestigten Strasse den Fahrspass einschränkt.

In Punkto Geländetauglichkeit ist diese XT Variante deutlich schlechter, als ihre Vorgängerinen,
doch wieviele XT Fahrer nutzen die Offroad Qualitäten ihres Motorrades- laut Marktforschung
unter 5 %, das ist ernüchternd und giebt den Entwicklern von YAMAHA leider doch recht.

Die unter den Pneus verrottenden Stahlfelgen und die billigen Plastikteile sind einfach nur ärgerlich,
da ist der weggesparte Drehzahlmesser und Gepäckträger das kleinste Übel.

In der Garage diese schwere XT 600 E zu hantieren ist ein Graus, sie wiegt im Verhältnis mehr, als die
XT 600 TÉNÉRÉ von 1990/91 mit 23 Liter Kraftstofftank, Doppelscheinwerfer und Gepäckträger.

Eine Einzylinder Enduro mit kleinem Tank unter 15 Litern, die mehr als 150 kg wiegt ist indiskutabel.

Für den täglichen Gebrauch ist die 3TB jedoch ein tolles Allroundmotorrad mit hohem Spassfaktor.

Text und Rechersche: Ingo Löchert 2005

 

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